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KI-Technologien für Menschen mit Behinderungen: Ergebnisse des 1. Technologie-Monitors

KI-Technologien

Bericht

Dieser Bericht fasst die wichtigsten Ergebnisse aus dem Monitoring im Projekt KI-Kompass Inklusiv zusammen: Welche und wie viele Produkte oder Projekte mit Prototypen gibt es, wie unterstützen sie Menschen mit Behinderungen beim Arbeiten und für welche Behinderungsarten sind sie gedacht bzw. denkbar?

Was ist der Technologie-Monitor?

Der Technologie-Monitor ist ein zentrales Ergebnis des Projektbereichs „Monitoring“. Im Monitoring wird der aktuelle Stand der Entwicklungen von KI-gestützten Assistenztechnologien für die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen untersucht. Im Zentrum stehen die Fragen: „Welche Produkte und welche abgeschlossenen Projekte mit Prototypen existieren bereits? Welche Art von Unterstützung bieten sie?”

Zur Beantwortung dieser Fragen werden im Projekt KI-Kompass Inklusiv in regelmäßigen Abständen KI-gestützte Assistenztechnologien recherchiert, welche für Menschen mit Behinderungen Unterstützung beim Arbeiten oder Lernen am Arbeitsplatz bieten können. Die recherchierten Technologien werden in einer im Projekt aufgebauten Datenbank erfasst und ausgewertet. Zudem sind die zentralen Informationen zu den recherchierten Technologien auf der Webseite im sogenannten Technologie-Monitor mit Suchfunktion sowie in Beiträgen im Wissenspool zugänglich.

Wem hilft der Technologie-Monitor?

Der Technologie-Monitor des Projekts KI-Kompass Inklusiv gibt einen Einblick in den Stand der Entwicklungen KI-gestützter Assistenztechnologien. Er soll für Menschen mit Behinderungen, für beratende Einrichtungen und für Arbeitgeber eine Orientierung über die Möglichkeiten von KI für die berufliche Teilhabe bieten.

Die Wahl einer geeigneten, auf die individuellen Bedürfnisse und den Arbeitsplatz abgestimmten Technologie bedarf dabei immer einer eingehenden Einzelfallprüfung der Funktionsweise, der Einsatz- und Rahmenbedingungen. Hierfür gibt es im deutschen Rehabilitationssystem eine Vielzahl von unterstützenden Einrichtungen.

Kernergebnisse des 1. Technologie-Monitors

Im Zeitraum zwischen Dezember 2023 und September 2024 wurde im Projekt eine erste systematische Internetrecherche zum aktuellen Stand von KI-gestützten Assistenztechnologien durchgeführt. Das Projektteam hat die recherchierten Technologien und Projekte in einer Datenbank in verschiedenen Kategorien erfasst und die Beschreibungskategorien sowie -texte in mehreren Durchgängen überprüft und überarbeitet. Anschließend erfolgte eine Auswertung der zentralen Informationskategorien.

Im Bereich Fragen und Antworten zum Technologie-Monitor finden Sie mehr Informationen zum methodischen Vorgehen.

Die zentralen Auswertungsergebnisse vom ersten Technologie-Monitor werden im Folgenden vorgestellt.

Wie viele KI-Technologien gibt es, die Menschen mit Behinderungen beim Arbeiten unterstützen?

Recherchiert und in der Datenbank erfasst wurden 151 KI-gestützte Assistenztechnologien (Stand: Oktober 2024).

Eine Einordnung, ob das viele oder eher wenige Technologien sind, gestaltet sich schwierig, denn der Technologie-Monitor ist kein repräsentatives Abbild vorhandener oder entwickelter Technologien. Weitere Ausführungen zur Aussagekraft der Monitoring-Ergebnisse finden Sie im Bereich Fragen und Antworten zum Technologie-Monitor.

Welchen Entwicklungsstand haben die Technologien?

 

Säulendiagramm zum Reifegrad von 151 KI-Technologien:Produkte: 46% Prototypen/Demonstratoren: 38% In Entwicklung/Laufende Projekte: 16%
Abbildung 1: Reifegrad von KI-Technologien im 1. Technologie-Monitor, Stand: 10/2024.

Die Abbildung 1 zeigt den Reifegrad von den recherchierten KI-Technologien. Mit 69 Produkten ist fast die Hälfte der recherchierten 151 KI-Technologien verfügbar. Weitere 58 Technologien liegen aus abgeschlossenen Projekten als Prototypen oder Demonstratoren vor. Ob und unter welchen Bedingungen diese verfügbar sind, muss im Einzelfall geprüft werden.

24 Technologien werden gerade in laufenden Projekten entwickelt.

Damit ist – wie bereits im Jahr 2022 zum Ende des Vorgängerprojektes KI.ASSIST – insgesamt mehr als jede zweite Technologie in der Datenbank noch nicht oder nur (sehr) eingeschränkt verfügbar.

Welche Arten der Unterstützung beim Arbeiten bieten die KI-Technologien?

Die in der Datenbank erfassten KI-gestützten Assistenztechnologien unterstützen Menschen mit Behinderungen bei unterschiedlichen Aufgaben am Arbeitsplatz. Diese Aufgaben werden im Projekt KI-Kompass Inklusiv in acht Unterstützungsarten unterteilt. Die Technologien können Menschen meist bei mehreren Aufgaben gleichzeitig unterstützen, im Technologie-Monitor werden sie aber jeweils nur der hauptsächlichen Unterstützungsart zugeordnet. Die folgende Abbildung 2 gibt die Verteilung wieder:

Balkendiagramm zur Unterstützungsart von 151 Technologien:Wahrnehmen: 35, also 23% Kommunizieren: 27, also 18% Steuern: 21, also 14% Arbeiten: 17, also 11% Körperlich unterstützen: 17, also 11% Navigieren: 15, also 10% Lernen: 12, also 8% Psychisch unterstützen: 7, also 5%
Abbildung 2: Art der Unterstützung von 151 KI-Technologien im 1. Technologie-Monitor, Stand: 10/2024.

Wie bereits im Vorgängerprojekt KI.ASSIST bieten die KI-Technologien nur selten psychische Unterstützung, sondern unterstützen vor allem das Wahrnehmen, Kommunizieren, Steuern und auch Arbeiten. Für diese Unterstützungsarten finden sich überwiegend fertige Produkte, wie die folgenden Beispiele (beim Klick auf den Technologienamen öffnet sich ein Steckbrief mit Informationen zur Technologie in einem neuen Fenster):

  • Wahrnehmen: TapTapSee – App zur Objekterkennung auf Fotos und in Videos für Menschen mit Sehbehinderungen (kostenloses Produkt)
  • Kommunizieren: Ava – App zur Live-Untertitelung von Konversationen für Menschen mit Hörbehinderungen
  • Steuern: GazeFirst – Eye-Tracking-Gerät zur Unterstützung der Steuerung und Nutzung digitaler Geräte für Menschen mit Sprach- und körperlichen Behinderungen
  • Arbeiten: TeamViewer Frontline: xMake – Intelligente Datenbrille unterstützt Fertigungsprozesse durch Ausführungserfassung und -feedback.

Im Bereich der körperlichen Unterstützung gibt es bisher vor allem Prototypen. Für psychische Unterstützung gibt es ausschließlich Prototypen. Dies sind Beispiele für Prototypen:

  • Körperliche Unterstützung: SensHand – Unterstützung beim Heben und Greifen von schweren Gegenständen durch einen intuitiv zu bedienenden Handschuh
  • Körperliche Unterstützung: ENgAge4Pro – Ergonomische Unterstützung zur Erkennung und Vermeidung von gesundheitsgefährdenden Fehlbelastungen am Arbeitsplatz
  • Psychische Unterstützung: MindMarker – Intelligentes Interaktionssystem zur sprachbasierten Erkennung von Depressionserkrankungen

Die Technologien zur Unterstützung beim Navigieren und Orientieren werden überwiegend in laufenden Projekten entwickelt, beispielsweise:

  • Smart Assistant – Smarter Gehstock mit Sprachsteuerung und Audioausgabe zur Orientierung und Hindernisnavigation für Menschen mit Sehbehinderungen

Welche Behinderungsarten adressieren die KI-Technologien?

Gut ein Viertel der gefundenen KI-Technologien adressiert keine Behinderungsart ausdrücklich. Die meisten dieser Technologien, die nicht spezifisch für Menschen mit Behinderungen entwickelt wurden, unterstützen konkrete Arbeitsprozesse oder das Kommunizieren. Die Abbildung 3 gibt eine Übersicht über die adressierten Behinderungsarten der 151 KI-Technologien.

Balkendiagramm zu den adressierten Behinderungsarten von 151 KI-Technologien:Sehbehinderungen: 44, also 29% Körperliche Behinderungen: 26, also 17% Hörbehinderungen: 19, also 13% Lernbehinderungen: 10, also 7% Psychische Behinderungen: 8, also 5% Hoher Unterstützungsbedarf: 1, also 1% keine adressiert/keine genannt: 43, 28%
Abbildung 3: Adressierte Behinderungsarten von 151 KI-Technologien im 1. Technologie-Monitor, Stand: 10/2024.

 

 

 

 

 

 

 

Wie die bei den Unterstützungsarten beispielhaft genannten Technologien bereits gezeigt haben, richten sich die meisten KI-Technologien an Menschen mit Sinnesbehinderungen, wie Hörbehinderungen (19 Technologien) und am häufigsten Sehbehinderungen (44 Technologien). Weniger als jede fünfte KI-Technologie richtet sich an Menschen mit körperlichen Behinderungen.

Am seltensten unterstützen die KI-Technologien bei hohem Unterstützungsbedarf (1 Technologie), bei psychischen Behinderungen (8 Technologien) und bei Lernbehinderungen (10 Technologien). Im Projekt KI-Kompass Inklusiv zählen zur letzteren Behinderungsart auch sogenannte geistige Behinderungen.

Wie kann man die Ergebnisse zusammenfassen und wann gibt es den nächsten Technologie-Monitor?

Die Ergebnisse des 1. Technologie-Monitors in drei Sätzen zusammengefasst:

  • Von 151 gefundenen KI-gestützten Assistenztechnologien ist nur knapp die Hälfte als Produkt verfügbar.
  • Die Technologien unterstützen vor allem Menschen mit Seh- und Hör- sowie körperlichen Behinderungen beim Wahrnehmen, Kommunizieren und Steuern von Geräten.
  • Psychische sowie Lernunterstützung bieten bislang wenige KI-Systeme.

Im Sommer 2025 wird der zweite von insgesamt drei sogenannten Recherchezyklen im Projekt KI-Kompass Inklusiv durchgeführt. Für Oktober 2025 ist die Veröffentlichung des 2. Technologie-Monitors geplant.

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